In diesem Blogbeitrag gewährt uns Dodo Graber einen Einblick in ihr Wirken:
Ab der zweiten Woche Distanzunterricht habe ich für jede Klasse einen detaillierten Wochenplan erstellt, den ich dann für jede Klasse in der jeweiligen ersten Lektion der Woche im Rahmen einer Videokonferenz erklärt habe (auch mit Frage nach Befindlichkeit der SchülerInnen etc.). Diesen Plan habe ich sowohl in “Kursunterlagen” als auch in “Dateien” oder “Aufgaben” (je nach Fortsetzung dann auch die Funktion “für die SuS bearbeitbar” in Microsoft Teams abgelegt.
Im Fach Deutsch mit Schwerpunkt Literatur habe ich präzise Aufträge gegeben, die ich dann über den Kanal “Aufgaben” eingefordert habe, so dass ich die gelösten Arbeiten feedbacken konnte (zeitintensiv wie eh und je, aber produktiv für die SchülerInnen; zudem eine Verbindlichkeit aufrecht erhaltend sowie ihre Leistungen wertschätzend).
Abgesehen davon, dass die SchülerInnen mehr Zeit für die Verschriftlichung (nicht nur Versprachlichung) ihrer Antworten aufwenden mussten, hat sich damit ein andauerndes Üben in Sprachausdruck ergeben, was eine präzisere Wortwahl usw. usf. erfordert hat.
Nach einer Einheit von etwa 2 bis 3 Lektionen habe ich eine Videokonferenz - Fragestunde, Ergänzungen allgemeiner Art etc. meinerseits - eingeschoben. Meine Aufträge haben jeweils nicht nur eine inhaltliche Erarbeitung von Lektüreelementen enthalten, sondern auch zahlreiche Auffrischungen von Textsorten, Recherchearbeiten und Vernetzungsarbeiten mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad.
Den Schluss hat beispielsweise in der untersten Klasse eine bewertete Arbeit in Form eines Briefs an eine Figur gebildet - im Netz wohl kaum zu finden; Ablage bis zu definiertem Zeitpunkt im Kanal “Aufgaben”. Dazu habe ich Auftrag und Bewertungsschema abgegeben sowie die erste Zeile (“Lieber Achmed”) der Arbeit, was mir ermöglichen wird, relativ unkompliziert jeden Text direkt zu beurteilen und bewerten (siehe Anleitung hier).
Auch bei Kleingruppenbesprechungen bin ich so vorgegangen, dass ich mit einer kurzen Videosequenz eingestiegen bin und dann mit einer vorgängig definierten Gruppe etwas besprochen habe, während die anderen Gruppen “am Werk” waren. Dabei sind klar definierte Zeitgefässe im Vorfeld natürlich ein Muss.
Zweimal haben zwei Gruppen (5 bis 6 Teilnehmende; davon ein Moderator / eine Moderatorin) eine CLUB-Sendung vorbereitet und durchgeführt; wie im “normalen” Unterricht habe ich ihren KlassenkollegInnen im Vorfeld dazu Feedbackbogen mit Beurteilungsaufträgen “verteilt”, also zugeschickt und zwecks grösserer Verbindlichkeit eine Ablage im “Aufgaben”-Kanal eingefordert. Hat tipptopp funktioniert. Möchte man die Klasse daran teilhaben lassen, würde sich eine Video-Konferenz anbieten. Auch die Abgabe von PowerPoint-Präsentationen mit Voice-Kommentar war erfolgreich.
Aha, noch etwas habe ich versucht: Ich wollte, dass die SuS einander Übungstexte feedbacken (pädagogisch sinnvoll, weil dies von ihnen nebst Verantwortung auch eine analytische Leistung abverlangt UND mich entlastet; zudem finden die SuS diese Art von Arbeit noch recht spannend). Nach klar definierten Kriterien musste jedeR Lernende den Text desjenigen Schülers/derjenigen Schülerin beurteilen und rückmelden, der/die vor UND der/die nach ihm/ihr im Alphabet der Klassenliste steht. Ablage der jeweiligen Übungstexte nicht im Kanal “Aufgaben”, sondern in einem Unterordner auf “Dateien”. Auch das hat prima geklappt!
Zur pädagogischen Diskussion gehören meiner Meinung nach folgende Aspekte: 1:1 im Stundenplan ist für Distance Teaching “eigentlich” nicht sinnvoll, denn die SuS brauchen auch Zeit zum Arbeiten - und der Vorteil des Home-Office liegt ja gerade darin, dass man sich seinen eigenen Fahrplan erstellen kann. Für unsere SUBITO-PRONTO-Situation mit COVID-19 war das i.O., aber künftig wäre ich da für mehr Freiräume. Dies kann ja je nach Selbstständigkeit und Alter der Klassen gestaltet werden. Zudem müssen wir genau wissen, warum wir wann auf welche Tools zurückgreifen: Gerade diese Zeit jetzt hat uns doch gezeigt, wie unverzichtbar der direkte Kontakt zwischen Lernenden (“Lernklima”!) und zwischen Lernenden und Lehrenden ist: “Lernen geht über Beziehung” gilt allemal.
Ihr seht also, dass ich mich durchaus im ganz gewöhnlichen Rahmen eines recht traditionellen Unterrichts bewege und mich so auf die Schnelle mit den absoluten Basis-Tools arrangiert habe. Wäre ich noch länger in meinem Beruf tätig (ich werde ja leider auf Ende Schuljahr pensioniert), würde ich mein Instrumentarium unbedingt erweitern wollen, das ist klar. Dennoch bin ich nicht unzufrieden mit meinem Unterricht der letzten Wochen, zumal ich bei meinen SchülerInnen einen eindeutigen Lernzuwachs erkenne.
Ohne die bereits jahrelange “Vertrautheit” mit TEAMS wäre ich allerdings völlig aufgeschmissen gewesen!
Dodo
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Kommentar der Gruppe BYOD vom 15.6.2020: Liebe Dodo, herzlichen Dank für den tollen Einblick, den du uns hier gewährst! Wir finden, dass es nicht auf die Tools ankommt, sondern auf das didaktisch-pädagogische Feingefühl! Du wirst uns ab Sommer sehr fehlen! Herzliche Grüsse von der Projektgruppe BYOD
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